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Lets be careful with each other, so we can be dangerous together: Verhandlungen von Autonomie und Verletzbarkeit in autonomer Selbstorganisation
4. Oktober 2023 | 18:00 - 19:30
Wie zeige ich mich, wenn ich Teil einer politischen Gruppe sein will? 2016 bis 2020 habe ich die Verkörperungen von Autonomie innerhalb der autonomen Bewegung in Norddeutschland beforscht. Die Autonomen organisieren und leben seit den 1980er Versuche von Anti-Kapitalismus, Feminismus und Anti-Rassismus. Trotz 40 Jahren Versuchen, bin ich viel Männlichkeit, Weißheit und universitätsähnlichen Strukturen begegnet. Entgegen meiner Identität als queere Migra bin ich diesen Dingern in meinem eigenen Handeln und Zeigen begegnet. In der Suche nach Anerkennung und Sichtbarkeit reproduzierten Autonome in der Szene eine Wertigkeit von Handlungen und Darstellungen von Autonomie, die der Idee weißer, bürgerlicher Männer unbewusst nachempfunden war. Über Workshops, Gespräche und gemeinsames Organisieren sammelte ich Eindrücke, um diese Reproduktionen und implizite Ausschlüsse sichtbar zu machen. In der Frage welches autonome „ich“ wollen wir dann, kamen meine Gesprächspartner*innen und ich immer wieder an den Punkt: autonome Selbstorganisation braucht eine Verhandlung von Verletzbarkeit, die über ein „ich“ hinausgeht. Sich nicht über individuelle Stärke, Geschick oder Intelligenz zu organisieren, sondern über Bedarf und Verletzbarkeit zeigt schnell, wir brauchen doch sehr viel voneinander; vielleicht mehr als möglich erscheint. Aber die Aushandlung von dem was wir bereit sind füreinander zu tun, kann auch eine nachhaltige Basis von gemeinschaftlichem, politisch involvierten Leben kreieren und eine Gemeinschaft herstellen, in der wir komplex sein dürfen.